Archive | Aktuell

Verpixelt

Unregelmäßig lese ich die TAZ, die oft (aber nicht immer) einen anderen und frecheren Blick auf die Ereignisse hat. In der Ausgabe vom 1.10. 24 befindet sich eine Rezension des Stückes »Kill Me« der argentinischen Performancekünstlerin Marina Otero, das im Berliner Hebbel am Ufer (HAU) zu sehen ist. Es handelt sich um den dritten Teil einer Triologie nach »Fuck Me« und »Love Me«. Dabei geht es um psychische Erkrankungen und Suizid. Fünf Tänzerinnen treten nackt nur mit weißen Stiefeletten auf.

Zur Rezension kann ich nichts sagen, ich habe die Aufführung nicht gesehen. Ein Szenenbild ist in der TAZ abgedruckt, auf dem fünf Nackte mit Pistolen auf eine Frau (die Autorin) zielen. Was mir bei näherem Hinsehen auffällt: Die nackten Hintern und ein Genitalbereich sind verpixelt, offenbar glaubt man den Lesenden diesen Anblick nicht zumuten zu können, obwohl die Personen nur 5 cm hoch sind! Ob diese Prüderie im Sinne der radikalen Künstlerin ist, möchte ich bezweifeln. (03.10.2024)

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Neustart

Nach einer hoffentlich kreativen Pause führe ich meinen Blog weiter. Aber Warnung vor: Alkoholismus, Mikroaggressionen, Gewalt, Nacktheit, Sex, psychischen Problemen, unkorrekter Sprache, Schimpfwörtern. (03.10.2024)

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Kunst am Bau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Torso vor einem heruntergekommenen Haus in der Belthlestraße in Tübingen, das passt. Foto: St.-P. Ballstaedt (02.05.2024)

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Eingeseift

Wer keinen originellen Einfall für ein Geschenk hat, der verschenkt eine edle Seife. Es gibt sie ja in allen Farben und unzähligen Gerüchen, in schönen Verpackungen und zu erstaunlichen Preisen. Aber eines ist mir aufgefallen: Nach einigen Einseifungen ist oft der feine Duft verschwunden: Die Seife ist noch schön gefärbt, aber riecht nur noch nach Seife. Offenbar werden nur die äußeren Schichten besprüht, die Seife aber nicht mit Duftstoff durchwirkt. Für die olfaktorische Kommunikation ist das kein Fehler, denn eine zu starke Duftnote (früher unkorrekt: Nuttendiesel) überdeckt den Eigengeruch und die Pheromone, die für die Attraktivität eines Menschen mitverantwortlich sind. Ein Tipp für den Mai! (01.05.2014)

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Nochmals Graffiti

Bereits 2014 habe ich in einem Beitrag über Graffiti geschrieben: „Dass der öffentliche Raum zur Kommunikation genutzt wird, gerade auch für subversive Botschaften, spricht für eine kulturell lebendige Stadt. Wer sich daran stört, sollte bedenken, dass uns ja an jeder Bushaltestelle und auf Großplakaten Werbung aufs Auge gedrückt wird. Manche triste Betonwand kann durch Street Art oder Urban Art durchaus gewinnen. Aber in Tübingen treiben etliche Sprayer ihr Unwesen, die weder eine Botschaft haben, noch das geringste Talent zur Gestaltung, noch ein rudimentäres ästhetisches Empfinden. Es sind nur Schmieranten, die jede Fläche narzisstisch nutzen, um wenigstens einen hässlichen Tag zu anzubringen.“

Jetzt ist dieser zehn Jahre alte Beitrag wieder aktuell, denn die Graffiti haben in den letzten Monaten extrem zugenommen. Es werden jetzt auch Natursteinmauern und Bäume besprayt. Jedes ästhetische Empfinden ist offenbar bei diesen Personen verloren gegangen. Alte Kirchenmauern werden geschädigt, da die Farbe eindringt und nur durch einen Abtrag „gekärchert“ werden kann. In den Gassen der Altstadt ist fast jedes Haus betroffen und ich habe nicht ein ansprechendes Grafitto entdeckt. (29.04.2024)

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Gendern

Mit dem Argument, man lasse sich nicht von einer ideologisierten Gruppe vorschreiben, wie man zu schreiben habe, ein Verbot für bestimmte Schreibweisen zu erlassen, das schafft nur die bayrische Regierung. Jetzt fehlt noch eine Sprachpolizei, um das Verbot durchzusetzen. (02.04.2024)

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Frauenrechte

Frauen können aufatmen: Saudi-Arabien hat den Vorsitz in der UN-Kommission für Frauenförderung übernommen: Die Hoffnung der Frauen ruht jetzt auf seiner Exzellenz Abdul Aziz bin Mohammed al-Wasil.
Saudi-Arabien hat sich in den letzten Jahren in beeindruckender Weise für Frauenrechte eingesetzt. Schon 2018 wurde das Fahrverbot für Frauen aufgehoben, sie dürfen sogar ohne männliche Begleitung Kinos, Konzerte und Strände besuchen und müssen dabei kein Kopftuch tragen! Frauen über 21 können einen Reispass beantragen und einfach ohne männliche Begleitung verreisen! Sie dürfen mit Zustimmung eines männlichen Vormunds (Vater, Bruder, Ehemann) studieren und arbeiten, dabei werden sie nicht von Männern belästigt, denn im Bildungssystem herrscht Geschlechtertrennung (aber Fachkräfte werden im Land dringend gebraucht).
Zu viel Freiheiten sind natürlich bedenklich: Um heiraten zu können, sind Frauen noch auf männliche Erlaubnis angewiesen und in der Ehe sind sie dem Gatten zu Gehorsam verpflichtet. Lesbisch sollte eine Frau besser nicht sein, das steht unter Strafe. Wer zu penetrant für Frauenrechte eintritt, muss mit Gefängnis und körperlicher Züchtigung rechnen, beliebt sind Peitschenhiebe.
Im Global Gender Gap Report rangierte das Land bezüglich Gleichstellung der Geschlechter auf Platz 141 von 149. Da ist jetzt sicher eine rasanter Aufstieg zu erwarten. Und das Zusatzprotokoll zur Frauenrechtskonvention wird sicher zeitnah von der saudischen Regierung ratifiziert. Alles wird gut! 😉(02.04.2024)

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Ostern

Christliche und heidnische Symbolik vereint im Schwarzwald, Simonswäldertal. Foto: St.-P. Ballstaedt (28.03.2024)

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Geflügelte Wörter

Als geflügeltes Wort wird ein literarisches oder ein tradiertes mündliches Zitat bezeichnet, das als Redewendung Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat. Früher stammten die geflügelten Wörter aus der Literatur, heute werden sie auch aus der Werbung entlehnt. Ein paar Beispiele:

Ich kenne meine Pappenheimer. (Schiller: Wallenstein)

Er kann mich im Arsche lecken. (Goethe: Götz von Berlichingen)

Durch diese hohle Gasse muss er kommen (Schiller: Wilhelm Tell).

Früher war mehr Lametta. (Loriot: Weihnachten bei Hoppenstedts)

Aus Erfahrung gut. (AEG)

Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. (Atika-Zigarette)

Aber bitte mit Sahne (Lied von Udo Jürgens)

Die Metapher von den geflügelten Wörtern stammt aus der Antike: „Schnell von den Lippen des Redenden enteilende, zum Ohr des Hörenden fliegende Worte“ dichtet Homer (in der Übersetzung der Ilias von Johann Heinrich Voß). Die Worte erreichen gleichsam auf Flügeln das Ohr des/der Hörenden. (18.03.2024)

Der Büchmann: Seit 1864 das Standardwerk für geflügelte Wörter. Der Autor war Philologe und Gymnasiallehrer. Seine Sammlung von Redewendungen wurde gern für Reden aller Art konsultiert. Quelle: Wikimedia Commons

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Toilettenpiktogramme

Es war einmal einfach: Es gab getrennte Toiletten für Frauen und Männer, sie waren mit mehr oder weniger gelungenen Piktogrammen für Mann und Frau gekennzeichnet. Jetzt sollen andere Geschlechtsidentitäten berücksichtigt werden, deshalb auch neue Piktogramme. Eine verbreitete Lösung ist eine dritte Person, die zweigeteilt ist, in einen männlichen und einen weiblichen Teil. Für mich löst diese schematisierte Darstellung jedoch diskriminierende Assoziationen aus: Sind inter*, trans*, nicht-binäre und gendernonkonforme Menschen geteilte bzw. zusammengesetzte Persönlichkeiten, nichts Halbes und nichts Ganzes? (08.03.2024)

Neue Toilettenpiktogramme mit zweigeteilten Personen: diskriminierend???

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